Entspricht im Rother-Führer Etappe 24

Die Nacht war berauschend – der nahe gelegene Bach hat keine Schlafpause eingelegt. Beim Frühstück um 7.30 Uhr ist der Himmel klar und die Luft frisch. So starten wir die Etappe nach Piamprato mit grossem Optimismus.

Val Chiusella

Gemäss unseren Führern (wir sind nun zusätzlich zum Bätzing auch mit dem Rother-Führer unterwegs) ist dies technisch die anspruchsvollste Etappe der gesamten GTA und soll nur bei trockenen Verhältnissen gegangen werden.

Der Weg führt uns gemächlich dem wunderschönen Flussbett entlang über pittoreske Dörfer und mehrere Alpen, teilweise sogar noch bewirtschaftet. Diverse Stellen würden zum Verweilen einladen, dies wäre der perfekte Platz, um eine verschwitzte Tour im Bergbach zu beenden. Aber wir sind umgekehrt unterwegs, mehr dazu später. Und entgegen unserer Hoffnung ziehen bereits nach einer Stunde Gehzeit Nebelschwaden und Wolkentürme auf.

Eines von vielen kleinen Dörfern: Tallorno

Der Anstieg geht stetig hoch, insgesamt 1400 Höhenmeter, immer wieder überholen uns richtige Nebelwellen welche von sonnigen Momenten gefolgt werden. Vom Verzascatal ins schottische Hochland.

Hochziehende Nebelschwaden

Nach vier Stunden haben wir die Bocchetta erreicht und entscheiden uns, ohne grosse Pause weiter zu gehen. Da die Abstiegsseite weniger besonnt ist, gehen wir mehrheitlich im feuchten Gras oder auch Dreck. Dabei sollte es trocken sein für diesen Abschnitt!

Bocchetta delle Oche

Dennoch entscheiden wir uns, den Weg weiter zu gehen. Die heiklen Stellen sind wirklich gut mit Seilen gesichert und der spektakuläre Schluchtenweg erfordert Konzentration, aber entspricht nicht der versprochenen Dramaturgie.

Die heiklen Stellen sind mit Seilen gesichert

So erreichen wir bereits am frühen Nachmittag Piamprato, ein touristisches Bergdörflein am Rande des Nationalparkes Gran Paradiso. Das Dorf ist optisch sehr anders, es wurde auch erst im 17. Jahrhundert ins Leben gerufen um Erzvorkommen abzubauen. Da im September die Ferienzeit in Italien vorüber ist, gleicht es einem Geisterdorf. Aber auch Geister haben guten Wein!

Piamprato

Bis jetzt haben wir keine anderen GTA-Wanderer angetroffen, auf der heutigen Etappe sind wir keinem Menschen begegnet. Die Bergsaison wird in Italien früh beendet und wer nach Mitte September hier unterwegs ist, muss gut abklären, welche Unterkünfte noch offen sind. Allgemein wandern vor allem Deutsche, Schweizer und Holländer auf dem GTA, Italiener haben wir bis anhin einmal für eine Kurzetappe von drei Tagen getroffen. Sie haben nicht die Möglichkeit, so lange Ferien zu beziehen. Die Engländer wandern den Trail umgekehrt, das heisst von Ventimiglia aus nordwärts. Die Wanderführer auf Englisch sind so beschrieben. Die fahren auf der anderen Strassenseite und ziehen diese Logik auch in den Bergen durch. Obwohl, die heutige Etappe würden wir ein nächstes Mal auch umgekehrt gehen, mit Abschlussbad in einem der wunderschönen ‚Verzasca-Pools‘.

Und schon sind wir wieder eine Etappe weiter
Fondo – Piamprato

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