Fast schon routiniert lassen wir als erstes Whats-App-Nachrichten heraus um den Tag mit möglichen Besuchen zu planen. Nach einem ausgiebigen Brunch verabschieden wir uns von Doris, vielleicht wandert sie in 2 – 3 Wochen ein paar Tage mit uns durchs Bündnerland, wäre schön! Wer auch Lust und Zeit hat für eine Teilbegleitung, darf sich gerne melden.

Von Krummenau nach Neu St. Johann

In Neu St. Johann wohnen zwei von Sonjas erwachsenen Söhnen, somit ergibt sich ein Familientag. Bei Fabian gibts einen ausgiebigen Kaffeehalt mit Anekdoten, wohnt er doch in Sonjas ehemaliger Wohnung im Gebäude der Brauerei St. Johann. Früher unter dem Namen Mauer bekannt, stossen wir auf urgebraute Wurzeln. Gustav Sutter, der Urgrossvater von Sonja, hat ca. 1850 in diesen Räumlichkeiten seinen Lebensunterhalt mit Bierbrauen, Pferdestallungen und Wirten verdient. Tja, wer solche Wurzeln mit auf den Weg erhält ist mit allen Bieren gewaschen.

Bei Fabian in der ehemaligen Mauer

Nur etwa einen halben Kilometer entfernt wohnen Nicolas und Lea. Wir können in ihrer neu bezogenen Wohnung unseren Schlafplatz mit Mätteli einrichten. Das Wetter ist instabil und so geniessen wir die Möglichkeit, am ‚Schärmen‘ zu verweilen. Der Nachmittag gehört unseren ‚Aufgaben‘, das Schreiben des Bloges nimmt recht viel Zeit in Anspruch, macht aber auch enorm Spass, hoffentlich nicht nur uns! Wir haben ‚nur’ unsere Handys dabei und schreiben alles auf diesen Geräten. Den Abend verbringen wir gemütlich mit Kochen, Essen und Spielen, darin haben wir ja mittlerweile Übung.

Bei Nicolas und Lea

Unser Besuchskalender vom Sonntag 7. Juni ist gut gebucht, aber passenderweise alles im Umkreis von sehr kurzen Distanzen. Denn heute ist das Wetter so richtig garstig. Zuerst müssen wir jedoch über den Hemberg nach Brunnadern trampeln, der Regen ist im Element und wir sehen bereits nach zwei Fahrstunden aus, wie zwei gestrandete Neandertaler im Neckertal. Besonders unangenehm sind die aufgeweichten Füsse in den auswindbaren Socken in den tropfenden Schuhen.

Glücklicherweise stossen wir in Necker bei Bettina und Hansruedi auf viel Verständnis, schliesslich sind sie oftmals ähnlich unterwegs und erkennen sofort unsere Hauptbedürfnisse wie Zeitungen zum Schuhe stopfen, Kleiderbügel zum Wäsche aufhängen und warme Getränke zur Regulation des Temperaturhaushaltes. Wir kennen uns von Touren mit dem SAC Toggenburg. Bei feinem selbstgebackenem Zopf im wunderschönen Ambiente des stilvoll renovierten Bauernhauses schwärmen wir von vergangenen und geplanten Tourenzielen.

Brunch bei Bettina und Hansruedi mit den Töchtern Sara und Mirjam

Wohlahnend, dass wir bei unserem nächsten ‚appuntamento’ nicht ohne Kalorienzufuhr wieder ‚scappare’ können, halten wir uns beim Brunch insofern zurück, dass noch ausreichend ‚appetito’ vorhanden ist. Auf dem Weg gibts bestimmt keinen Hunger, denn die beiden Häuser liegen in Sichtweite.

Wir sind Gäste im recht neu bezogenen Mehrgenerationenhaus der Familien Zanardini/Angehrn. Stolz und mit viel Freude a la italianità werden wir durch jede der drei Wohnungen geführt, so kommen wir doch noch zu ein paar Zusatzhöhenmetern und geniessen anschliessend bei gesprächiger Tischrunde Cafè e dolce. Familienhund Mia darf natürlich nicht fehlen auf dem Abschiedsfoto und bei lebhaftem Geschichtenerzählen vergeht die Zeit im Nu. Unsere Pläne sind nicht für alle nachvollziehbar, es ist schwer vorstellbar ‚su casa‘ zu verlassen und als Nomade unterwegs zu sein mit Hab und Gut auf dem Rücken.

Drei Generationen und ein Hund

Auch kulinarisch ist heute Sonntag, denn beim nächsten privaten Gasthaus werden wir nochmals verwöhnt. Im ebenfalls erst kürzlich erbauten Zuhause von Sheila und Markus fühlen wir uns wohl und alle Grundbedürfnisse werden gestillt, inklusive Dog-Spielen und Schlafen. Vor bald zwei Jahren haben wir uns in Weissenberg bei Elm bei einem Glas Wein und einem spontan gebildeten Jassquartett kennengelernt und den Kontakt locker behalten. Uns wird in diesen Tagen bewusst, wie wertvoll Begegnungen mit Menschen sind und soziale Netzwerke nicht nur so heissen sondern dies auch sind.

Bei Sheila und Markus mit Adriana, Leandra und Elina

Auch heute Abend spielen wir, zuerst Dog zu Sechst und als dann die ‚Jungen‘ im Bett sind noch einen Schieber zu Viert. Mami Sheila wird am nächsten Morgen von der elfjährigen Elina mit Fragen gelöchert. So tönt es zum Beispiel skeptisch: ‚vo was lebed die zwei jetzt?‘ ‚händ die gar kei Arbet meh?‘ ‚wie verdieneds dänn ihres Geld?‘. Auch wir stellen uns täglich Fragen, diese lauten jedoch eher kurzfristig, zum Beispiel: ‚wo und was essed mer hüt?‘ ‚wie wiit möged mer?‘ ‚bliibed mer troche?‘. Aber uns freuts, wenn unsere Pläne zum Nachdenken anregen, und zwar nicht nur uns.

Am Montag ist das Wetter recht freundlich, der Tag ist unverplant, einziger Fixpunkt ist ab 18 Uhr in Sirnach. Deshalb bauen wir auch bei Thomas noch ein paar zusätzliche Heimatgefühle ein und nehmen den Umweg über den Winzenberg, nicht zu verwechseln mit dem Wurzelberg.

Im Hintergrund knapp sichtbar das Elternhaus

Sollen wir einfach bei der früheren Nachbarsfamilie und zugleich Schulfreund von Thomas vorbeifahren? Das geit würklech ned. Der Kaffeehalt bei Aerne‘s wird spontan verlängert, zwei zusätzliche Teller aufgetischt und ganz unkompliziert etwas mehr Zmittag gekocht. Einfach toll.

Emil, Christian und Cornelia mit Andrin und Ladina

Wir gönnen uns einen freien Nachmittag am Wiler Weier, schreiben Blog und sortieren Fotos. Irgendwie komisch, haben wir doch Thomas‘ frühere Wohnung im Blick und dennoch sind die Erinnerungen an diese Zeit schon recht weit weg.

Büroarbeit und chillen am Wiler Weier

Am Abend sitzen wir am Familientisch von Martin und Tabea bei einem Plättli und Rotwein. Der Weinkeller von Martin lagert einige Perlen, welche auf gemeinsamen Weinreisen von Martin und Thomas probiert und geshoppt wurden und wir kommen natürlich in den Genuss. Auch heute Nacht wird uns ein Bett angeboten, so bleibt das Zelt einmal mehr trocken im Rucksack und wir schwelgen in Luxusgefühlen.

Traubenkur bei Martin und Tabea

Unsere zweite Nomadenwoche ist schon voll im Gange, wir sind nun in der Region mit den meisten Besuchen in kleinem Umkreis. Um eine gewisse Flexibilität zu haben, behalten wir unsere Fahrräder noch ein paar Tage und können so die Wegzeiten verkürzen und auch kreuz und quer reisen. Zu Fuss werden wir die Routenplanung dann direkter wählen und Zusatzschlaufen vermeiden. Aber das Timing geht bis jetzt gut auf, die regnerischen Tage sind auf diese Weise gut erträglich, denn auch die nächsten Nächte haben wir bereits ein reserviertes Schlafplätzchen.


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