In Gedanken waren wir gestern Abend bei ‚unseren‘ 7 Churfirsten auf welchen je ein 1. August-Höhenfeuer brannte. Schöne Aktion im Jubiläumsjahr des SAC Toggenburg mit der Unterstützung von lokalen Vereinen. Da kommt schon ein wenig Wehmut auf…
Wir nutzen den verregneten Sonntag, um Kleider zu waschen, Körperpflege zu zelebrieren, Planung der Tour durch Slowenien zu verfeinern und einfach auch mal möglichst mit wenig Bewegungen durch den Tag zu träumen. Die Pension Fertala ist dafür genau der richtige Ort! Sogar Fernseh schauen gefällt uns, ganz ungewohnt. Aber die ‚Fabelhafte Welt der Amélie‘ bringt auch uns einen fabelhaften Abend.
Unsere Ruhephase verlängern wir aufgrund des Wetters um einen Tag, aber immerhin schaffen wir es am Montag doch schon wieder ausser Haus zu gehen. Die Schuhe von Thomas sind bereits ausgelatscht und müssen ersetzt werden. Dies ist unsere erfolgreiche Tagesmission in Villach.
Arnoldstein – Dom v Tamarju (7 h / 1080 M aufwärts / 640 M abwärts / 20.5 km)
Nach zwei echten Pausentagen in Agoritschach packen wir unsere sieben Sachen in den Rucksack und ziehen am Dienstag wieder los, ab heute weist uns eine neue Himmelsrichtung den Weg, wir schwenken um von Ost nach Süd.
Das Wetter ist heute noch regnerisch und es braucht schon einen kleinen Ruck, um das angenehme Zimmer wieder zu verlassen. Aber sobald wir im Gehrhythmus sind, ist es so, als gäbe es nichts anderes.
Wie bereits erwähnt, können wir der Via Alpina folgen, bis wir dann in rund 10 Etappen auf die Via Dinarica kommen, welche uns dann im Idealfall nach Albanien führt. Somit weiterhin vereinfachte Routenplanung.
Wir starten den Tag mit dem Aufstieg zum Dreiländereck, kürzen dann allerdings etwas ab da der Ausblick an jedem Wegeck derselbe ist: Nebel, Wolken, Regen und in sporadischen Abschnitten krachts vom Himmel. Die gröbste Wetterphase unterstehen wir bei einer Hütte und dann ist es nicht mehr weit zum Wurzenpass (die verfolgen uns, diese Wurzeln) und zugleich der Slowenischen Grenze.
Slowenien empfängt uns mit Sonnenschein, ein gutes Omen! Beim kurzen Abstieg nach Podkoren ist bereits wahrnehmbar, dass wir ein neues Land (unser 4.) betreten haben: es riecht anders aus den Küchenfenstern, die Lesbarkeit von Schildern gleicht einem Ratespiel, kreuzende Wanderer grüssen mit ‚Dober dan’ und die Rehe springen nicht davon.
Slowenien ist ein demokratischer Staat mit rund 2 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von 20‘273 km2. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges existierte Slowenien als Teilrepublik im sozialistischen Jugoslawien. Nach der Unabhängigkeitserklärung am 25. Juni 1991 und dem 10-Tage-Krieg wurde Slowenien ein eigenständiger Nationalstaat. Seit 2004 gehört es der EU an.
Weiter gehts einmal mehr einem recht flachen und langgezogenen Taleinschnitt entlang, vorbei an den berühmten Sprungschanzen von Planica.
Trocken erreichen wir Dom v Tamanju, ein toller Platz ganz hinten im Tal, umringt von hohen Felsen. Eine riesige Berghütte ist für heute unser Schlafplatz, einmal mehr haben wir einen grossen Schlafsaal für uns alleine. Ob da Corona einen Einfluss hat?
Bei deftiger Kost und einem Verdauungsschnaps versuchen wir unsere ersten Eindrücke von Slowenien setzen zu lassen: unkompliziert, freundlich, offen und dem Alkohol nicht abgeneigt.
Wir sind gespannt was uns die nächsten Tage durch den Triglav Nationalpark erwartet, vor allem Thomas, er ist eigentlich täglich entspannt gespannt!
Dom v Tamarju – Trenta (6 1/2 h / 790 M aufwärts / 1320 M abwärts / 16.4 km)
Die Wettervorhersage vom Mittwoch entspringt wiedermal der Märchenbox von Trudi Gerster, denn es regnet und regnet und regnet und wenn sie nicht gestorben sind, so regnet es noch immer. Dabei ist kein Nass vom Himmel angesagt. Also legen wir uns nach dem Frühstück nochmals je mit einem Hunkeler ins Bett und lassen uns ein bisschen nach Basel ins Kriminalmillieu versetzen. Tatsächlich tragen wir immer noch Lesematerial mit uns!
Kurz vor zehn ziehen wir dann doch los, entweder jetzt oder dann erst Morgen, denn der Weg nach Trenta zieht sich.
Kurz nach der Hütte steigen wir in ein Steincouloir ein, welches sich bei viel Regen zu einem Bach entwickelt.
Und dann züngelt ein überraschend lieblicher Weg in angenehmer Steigung auf den Passübergang. Bei klarem Wetter bestimmt ein Leckerbissen fürs Auge. Unterwegs betrachtet uns eine Herde Gemse etwas ungläubig, bei diesem Wetter wandern? Wir rechnen auch, dass uns jeden Moment Alibaba und die 40 Räuber begegnen aber ausser Hänsel und Gretel auf der Flucht kreuzen wir niemanden.
Mit durchnässten Füssen freuen wir uns auf den Mittagshalt im angeschriebenen Haus. Und tatsächlich lässt dann auch der Regen nach, beim langen Abstieg nach Trenta zeigen sich im düsteren Wald plötzlich feenhafte Goldschimmer von Sonnenstrahlen, das Märchen nimmt also doch ein Happyend!
So nehmen wir auch den kurzen Abstecher zur Quelle der Soča auf uns, sie begleitet uns in ihren türkis Farben bis zu unserem Etappenort Trenta.
Da wir uns im Triglav Nationalpark aufhalten, übernachten wir schweizerisch korrekt auf dem Campingplatz. Wir freuen uns, endlich wieder mal im Zelt zu schlafen. Heute erkennen wir auch, weshalb wir mit den leichten Trailrunner-Schuhen wandern: bis am Abend sind sie schon wieder trocken.
Falls das Wettermärchen doch noch Realität wird die nächsten Tage, so steigen wir ab Morgen nochmals in einen alpinen Abschnitt ein. Wir wünschen es uns!
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