Entspricht keiner Etappe im Rother-Führer

Der Wecker erfüllt seine Aufgabe heute bereits um 6.30 Uhr, die heutige Etappe ist nämlich etwas länger und wir wissen nicht so genau, auf was für Wege wir uns einlassen. Denn für einmal verlassen wir die GTA.

Das hat auch einen Grund, das Hotel della Pace in Sambuco ist für heute Abend bereits seit Mai ausgebucht, so musste eine Alternative her. Komoot sei Dank, er spuckt eine machbare Etappe ab San Magno ins Rifugio Viviere aus. Plan B steht!

So verlassen wir San Magno im düsteren Kleid, kurz nach dem Aufstehen sind die Himmelsschleusen nämlich nochmals weit geöffnet.

Das Rifugio Maraman im düsteren Kleid, Sommer 2024 und nicht ‚Polo‘s Summer 68‚

Aber beim Start ist es trocken und wir vertrauen auf die Worte des Wirtes, dass es besser wird. Die Frage steckt uns im Hals: wann so? Auf alle Fälle noch nicht jetzt. Wir lassen die erste Kurve des Fahrsträsschens hinter uns und schon wieder geht es mit schauerartigem Niederschlag los. Nicht alles Gute kommt von oben…Jeder stürzt sich in die Regenmontur und so ziehen wir als bunte Papageien mit gestutzten Flügeln weiter den Hang hoch. 

Die bunten Papageien mit gestutzten Flügeln ziehen den Hang hoch

Irgendwie ist es ja für heute doch ganz passend gewählt, dieses mit alten Militärstrassen vollgepflasterte Gebiet. Für einmal schätzen wir diese und verzichten auf mögliche Wanderwege mit eingebauter Rutschfunktion.

Ein leuchtender Hoffnungsschimmer aus der Po-Ebene – zum Glück waren wir gestern alle schön artig
Überall tropfts, aus Schuhen, Socken und Sohlen
Hagelkörner statt Trockeneis

So erreichen wir den ersten Passübergang Colle Fauniera zwar ziemlich aufgeweicht, aber inzwischen drückt sogar die Sonne aus der Po-Ebene und es wird immer gemütlicher.

Das Bike wäre auch eine gute Variante, aber ebenfalls ganz schön nass heute Morgen

Wir kommen rasch vorwärts, das ist einer der Vorteile dieser verschandelten Berge. Und fürs Auge ist es erstaunlich abwechslungsreich und erfreulich. 

Die abwechslungsreichen Ausblicke lassen unsere Schwimmhäute vergessen

Die Pässe kommen und gehen und wir mit ihnen. Wenn wir auf jedem eine Zitronenbirne geschluckt hätten, wären wir noch jetzt unterwegs. 

Noch eine Talsenke gilt es zu überqueren, es wimmelt von zutraulichen Murmelis mit ihren Jungen, wandernden und bikenden Freizeitsportlern, muhenden Kühen und auch Steinwild zeigt sich aus sicherer Distanz.

Eine riesige Herde Piemonteser-Kühe
Das Murmeli zeigt stolz, was es für einen Steinhaufen aus dem Berg geworfen hat
Big Brother is watching you

Beim zweiten Aufstieg von heute, zum Passo della Gardetta, gibts einen Boxenstop im Rifugio Gardetta, einer alten Kaserne. Wir fühlen uns nun schon ziemlich optimistisch, dass wir die von Komoot gerechneten 9 Wanderstunden zum Rifugio Viviere nicht brauchen und auch die Wolken schauen nicht mehr ganz so grimmig vom Himmel. 

Rifugio della Gardetta, willkommener Boxenstop

Frisch getränkt und gefuttert sind die verbleibenden rund 100 HM zum Passo ein Leichtes, und anschliessend liegen nur noch 700 HM Abstieg vor uns. Ein Blick in die letztjährige Vergangenheit zeigt sich schon von ganz oben. 

Leider verstehen wir kein muhisch
Passo della Gardetta im Präsens
Und ein Blick in die Vergangenheit, den alpinen Übergang mit Schnee eher rechts sind wir im 2023 gewandert
Blick zurück zum Passo della Gardetta mit einem der zahlreichen Militärbunker

Kurz vor unserem Tagesziel, dem Rifugio Viviere, erkennen wir bereits gelaufene Wege wieder. Denn im Wanderblock 2023 kamen wir auf unserer letzten Etappe bereits hier vorbei und haben uns ein Abschlussplättli gegönnt. Ein magischer Platz leicht oberhalb von Chialvetta. Umso schöner, können wir in diesem Jahr hier übernachten und so den Kreis zur GTA 2023 schliessen. Es fühlt sich fast an, wie nach Hause zu kommen.

Rifugio Viviere: ein unglaublich schöner Platz
Zeit für den Liegestuhl: fast wie Ferien am Meer

Auch im Inneren ist es sehr gemütlich und der 4-Gänger zum Znacht weckt in unseren Geschmacksknospen spannende Emotionen – von fischig bis süss ist alles dabei. Die Musik aus der blinkenden Musikbox versetzt uns jedoch eher in einen türkischen Hamam, die Runde wird immer schläfriger und Thomas zum sterbenden Schwan. Zum Glück müssen wir nur noch die Treppe hoch.

Unser Nest für diese Nacht

Hier gehen nun die Variantentage für uns zu Ende und ab Morgen ziehen wir weiter auf der Original-Route. Für uns eine absolut lohnende Alternative, wir haben einen schönen Einblick in die Kultur und die ursprünglichen Dörfer erhalten. Die alten Wege, welche früher zu Arbeitszwecken genutzt wurden, sind heute genussvolle Wanderwege. So ändern sich die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Menschen.

Fazit des Tages: Der Weise geht im Kreise

San Magno – Rifugio Viviere

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