Entspricht im Rother-Führer Etappe 38
Leider haben wir für den nächsten Etappenort, Ghigo di Parali, keinen Übernachtungsplatz mehr erwischt, denn es ist Samstag, doch die Betreiber der Foresteria Massello bieten einen tollen Hol- und Bringservice an in der Region. Nach einigem hin und her, entscheiden wir uns, nochmals eine Nacht hier zu übernachten und uns von Ghigo di Prali abholen bzw. wieder hinfahren zu lassen.
So starten wir, Andreas ist auch immer noch mit uns im Gleichschritt, zu Viert recht gemütlich in den Tag. Wir geniessen die frischen Früchte auf dem Frühstücksbuffet mit dem Spüren, dass die Beine nach der langen gestrigen Tour eher Apfelmus gleichen als Frischfutter.
Die heutige Etappe ist ziemlich kurz und so wird auch der heutige Blog sein. Das Höhenprofil gleicht einem wohlgeformten Gesäss, also gut machbar.
Der Rucksack ist noch leichter als sonst und bald schon erreichen wir Salze, ein weiteres Dorf mit wunderschönen Murales. Unter diversen anderen Musikern ist auch John Lennons Song ‚Imagine‘ mit dem Wunsch nach einer Welt in Einklang an einer Hauswand verewigt.
Wir nehmen die ersten Höhenmeter unter die Füsse und können dabei immer wieder die Alpstrasse schneiden, so erreichen wir noch vor dem Zwölfiglöggli den Tageshöchstpunkt auf dem Colletto delle Fontane.
Beim ersten Abstieg nach Rodoretto kommen wir nochmals an gut erhaltenen Weilern vorbei. Leider ist das Posto Tappa sowie die Osteria in Rodoretto nicht mehr am Leben, nur der Bofrost bringt noch Tiefkühlprodukte. Hoffentlich geht der Charme nicht ganz verloren!
Auch von alten Valdensersschulen (Beckwith-Schulen genannt) zeugen hier Spuren. Der englische Offizier Charles Beckwith (1789 – 1862) engagierte sich nach seiner schweren Verwundung in der Schlacht von Waterloo für die Waldenser, indem er zahlreiche kleine Schulen bauen liess, in denen die Kinder von Privatpersonen unterrichtet wurden. Diese trugen dazu bei, dass die Analphabetenquote unter den Waldensern gering war. Dem italienischen Staat waren diese Schulen (Ende 19. Jahrhundert gab es etwa 200 davon) ein Dorn im Auge und zwischen 1911 und 1918 wurden sie alle aufgehoben. (Bätzing)
Der nächste Aufstieg erfolgt wieder durch den Wald, auch hier lassen wir uns vom Goldregen trocken berieseln.
Der Höhenweg entlang einer steilen, hohen Flanke führt uns weiter bis kurz vor Ghigo di Prali, nun fehlt nur noch ein kurzer Schlussabstieg und schon stehen wir noch Mitten am Nachmittag in diesem etwas heruntergekommenen Wintersportort mit unzähligen Zweitwohnungen mit verschlossenen Läden.
Jetzt müssen wir die Zeit bis zur vereinbarten Rückfahrt ins Foresteria Massello ‚totschlagen‘. Zum Glück gibts eine Bar, so bleiben wir zahm, vertreiben uns die Zeit mit Gesprächen und widmen uns dem Ausgleich des Flüssigheits- sowie Natriumhaushalts.
Der Abholservice ist zwar nich ganz so pünktlich wie die SBB dafür aber sehr persönlich und ‚all inclusive‘. Einfach schön, dass möglichst alles unternommen wird, damit jeder GTA-Wanderer ein Bett erwischt und in seinem Tempo vorwärts marschieren kann.
Fazit des Tages: Ganz ohne Schwitzen gehts auch heute nicht!
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