6. Etappe: Untere Valentinalm – Zollnerseehütte (7 1/2 h / 1390 M aufwärts / 850 M abwärts / 18.4 km)
Gut erholt steigen wir am Dienstag in den zweiten Teil des KHW ein. Wenn alles gut läuft, sind wir in 4 – 5 Tagen in Thörl-Maglern, dort ist dann der Schlusspunkt.
Dieser zweite Abschnitt ist deutlich weniger begangen, da weniger spektakulär und teilweise lange Etappen. Dennoch sehr lohnenswert da er viel einsamer und fürs Auge genau so kraftvoll ist.

Tatsächlich zieht sich der Aufstieg auf den Köderkopf saumässig, wir schwitzen, waschen Kleider, tauchen Köpfe unter laufende Brunnen, erhöhen den Blutzuckerspiegel durch blaue Wegzehrung und fluchen auch mal sanft.





Doch einmal mehr: oben angelangt haben sich die Anstrengungsflüche schon in Freudenjodel transformiert und wir staunen rückwärts, wo wir vor 24 Stunden noch standen.




Es ist eine lange Tour und glücklicherweise begleitet uns die Sonne bis zur Ankunft in der Zollnerseehütte. Eine richtige Wohlfühl- und Feinschmecker-Hütte ist die Belohnung und wir sind die einzigen Gäste! Die Wirtin Maria bestätigt unser Gefühl: das ist körperlich die anstrengendste Etappe auf dem KHW!



7. Etappe: Zollnerseehütte – Rattendorferalm (5 h / 490 M aufwärts / 680 M abwärts / 14.4 km)

Nur schon dank der Zollnerseehütte lohnt sich das Weitergehen auf dem Höhenweg. Mit einem feudalen Frühstück und herzlichen Wanderwünschen verabschieden wir uns vom Hüttenwirtepaar Maria und Toni.

Es wird wieder einmal eine kürzere Etappe mit weniger Höhenmetern. Immerhin ist dies nun unser 15. Wandertag in Folge. Unser Tagesziel ist die Rattendorfer-Alm (wer gibt wohl solche Namen?), rund 5 Wanderstunden entfernt. Wir haben uns für diesen Etappenort entschieden, um Nassfeld als Schlafort zu umgehen. Zu touristisch und die Etappenunterkunft befindet sich im Keller eines Hotels. Nicht so Wurzelkocher-Style.

Der Weg führt uns auf einem malerischen Hochmoor zum See, welcher der Hütte auch den Namen gibt.


Die Auf- und Abstiege sind homöopathisch, mehrheitlich können wir die Höhe halten. Bei der Straniger-Alm gibts ein erstes Saftl.
Auch heute begegnen wir kaum Menschen, aber Kühe sowie Ziegen sind regelmässig in aktiver Kommunikation mit uns. So stimmen wir uns bereits wandernd auf unsere Almnacht ein! Und do gibts jo bekanntlich koa Sünd.



Kurz vor dem Abstieg zur Rattendorfer-Alm werden die Kofels (Berge) wieder felsiger und damit auch imposanter.

Bald schon sitzen wir auf der Terrasse beim Durstlöschen und schauen zu, wie die Kühe auf der Karnischen Milchstrasse zur Melkstation ziehen.


8. Etappe: Rattendorferalm – Egger Alm (8 1/2 h / 1090 M aufwärts / 1210 M abwärts / 23.7 km)
Heute Donnerstag wollen wir bis zur Egger Alm weiter gehen. Zuerst müssen wir 300 HM aufsteigen, um wieder auf den KHW zu gelangen.

Nach wie vor sind gewisse Abschnitte sehr alpin, in einem riesigen Felskessel traversieren wir lange Zeit durch diese Steinlandschaft, bis wir dann erste Bergbahnen und auch wieder mal Touristen sehen.



Nach einer kurzen Blockfelskraxelei gehts runter nach Nassfeld und es war die richtige Entscheidung, den Aufenthalt auf ein Minimum zu reduzieren. Ein richtiges Retortentouristendorf.

Bald macht das Gehen wieder Freude, die Bergbahnen im Rücken und die Menschenmenge reduziert sich auf zwei. Bis wir dann im Schlussteil noch zwei Münchnerinnen überholen, welche demselben Tagesziel entgegeneifern. Von Nassfeld zur Egger Alm ist der Weg wieder versöhnlich, nein, es fühlt sich an wie auf Wolken zu schweben.


Auf der Egger Alm da fühlen wir uns so richtig wohl! Da würden wir es auch länger aushalten, aber eben, wir sind halt Weitwanderer und nicht Almenhocker! Auch wenn es wiedermal eine längere Etappe war mit 8 Gehstunden unternehmen wir noch einen Feierabendspaziergang.

9. Etappe: Egger Alm – Feistritzer Alm (6h / 980 M aufwärts / 680 M abwärts / 17.6 km)

Seit Nassfeld hat sich nun die Landschaft doch deutlich verändert und die felsigen Abschnitte nehmen ab. Wir entwickeln uns zu richtigen Almhüpfern. Und heute sind wir genau 2 Monate unterwegs! Es ist wie bei Neugeborenen oder Frischverliebten: zuerst zählt man die Tage, dann die Wochen und danach die Monate und irgendwann dann nur noch die Jahre. Wir halten uns an die Monate.
Bei strahlendem Sonnenschein starten wir in den Freitag. Auch heute sind die Wege angenehm zu gehen, mit angemessen eingebauten Aufs und Abs, mal durch Wald, über Forststrassen und dann auch wieder auf fast schon kitschigen Almwegen.





Es reicht sogar wiedermal für einen Extra- Gipfel: die Mittagspause auf dem Starhand begleitet von Insektengesurre.


Nach einem Boxenstop auf der Dolinza Alm bei der urchigen Wirtin (tolle Palatschinken mit frischen Schwarzbeeren) und kurzweiliger Unterhaltung mit Eingeborenen, nehmen wir nochmals eine Stunde Aufstieg unter die Füsse und bleiben dann spontan auf der Feistritzer Alm direkt auf der Staatsgrenze hängen.


Wir nutzen das gute Internet und die frühe Ankunft in der Schutzhütte Oisternig, um uns Gedanken zum weiteren Verlauf unserer Wanderung durch Kopf und Bauch gehen zu lassen, denn Morgen beenden wir den Südalpenweg, welcher uns die letzten 2 1/2 Wochen die Tourenplanung abgenommen hat:




Wir werden fündig: der rote Weg auf der Via Alpina wird uns direkt nach Razdrto führen, in Etwa 10 Etappen sollten wir somit am Ausgangspunkt der Via Dinarica eintreffen.
Unser Bargeld hat sich soweit reduziert, dass wir uns noch eine letzte Übernachtung und Getränke leisten können. Deshalb kochen wir unser Standard-Menu: Man nehme eine Beutelsuppe für 4 Teller beliebigen Geschmacks, gebe 250 gr Teigwaren hinzu und koche das Ganze bis die Pasta weich ist. Käse und Gewürze nach Belieben hinzufügen und dann, buon appetito!

Es ist endlich ein milder Sommerabend auf dieser Höhe und wir saugen unseren letzten Abend auf dem KHW nochmals tief ein!


10. Etappe: Feistritzer Alm – Arnoldstein (8 h / 830M aufwärts / 1870 M abwärts / 24.2 km)
Der Samstag 1. August ist unser letzter Wandertag auf dem KHW und er zeigt uns nochmals, wer der Stärkere ist. Offiziell führt der Weg nach Unterthörl-Maglern, wir verlängern jedoch bis Arnoldstein, da dort der nächste Bancomat steht.
Es wird ein Hitzetag, auch auf der Höhe. Tapfer stampfen wir die Höhenmeter hinunter, dann wieder hoch, und zum Schluss nochmals lange hinunter. Zum Glück verläuft ein grosser Teil im Walde, bei einigen Passagen müssen wir uns den Weg über Sturmholz suchen, mehrere Waldabschnitte sind jedoch auch gerodet.

Nach 8 Stunden auf und ab, heissen Köpfen und Füssen erreichen wir Arnoldstein, wir sind zurück in der Zivilisation und stürzen uns auf dessen Vorteile! Es waren tolle 10 Tage auf dem KHW: spannende Touren, schöne Schlafplätze und kulinarische Erlebnisse wie Knödel, Kasnudel und Kaiserschmarrn. Wir kommen wieder!

Dann steigen wir tapfer nochmals 100 HM hoch, es sind wohl die strengsten des heutigen Tages. Aber in Agoritschach haben wir in einer gemütlichen Pension ein Doppelzimmer für uns alleine, und dies für mindestens zwei Nächte!


Der Karnische Höhenweg als Teil unseres Abenteuers zu Fuss können wir uneingeschränkt empfehlen. Gut möglich, dass wir irgendwann den Weg nochmals gehen, dann allerdings mit leichtem Gepäck und einem Zeitfenster, um zusätzliche Gipfel, Abstecher und Varianten einzubauen. Die Gegend bietet unzählige Möglichkeiten um Bergerlebnisse auf allen möglichen Niveaus auszuleben. Für Interessierte empfiehlt sich der Rother-Führer über den Karnischen Höhenweg.

3 Kommentare
Christoph Fröschl · August 4, 2021 um 21:16
Wir sind heuer den 2. Teil des KHW gegangen nachdem wir ja letztes Jahr ein paar Tage zeitgleich mit euch am KHW unterwegs waren. Genau mit den gleichen Etappen wie ihr beschrieben habt. War sehr schön und definitiv mit dem oberen Teil vergleichbar.
Liebe Grüße auf den Balkan!
Christoph & Claudia
Waltraud Lorek · August 4, 2020 um 17:31
Hey,ihr Lieben Wanderfreunde!
Wir haben uns in Sillianer Hütte und Obstanserseehütte zusammen im Lager wohlgefühlt,
sind über Valentinalm,Zollnerseehütte, Rattendorfer Alm bis Nassfeld,Hotel Plattner,gekommen, dann wegen des Regens und kaputter Schuhe runter ins Tal…es war eine schöne Zeit da oben!
Wünschen euch weiterhin gutes Wetter, Wandern,und schöne Begegnungen mit Mensch und Tier…außerdem Freiheit für neue Entscheidungen!
Eure Waltraud mit Kindern aus Sachsen
Pfiat eich!
Reinhold Wick · August 2, 2020 um 18:18
Eure Reiseberichte lese ich immer gerne- diesmal gefielen mir Eure Wortspiele.
Kuhte Nacht!
Reini