Mikro-Papingo – Astraka-Hütte / Tagesmotto: Hüttengeschichten
Der frühe Vogel kann uns heute Mal, das gemütliche Bett gewinnt sowieso! Nach dem ausführlichen Frühstück verlassen wir fast etwas wehmütig das tolle Guesthouse, ohne Reservation in der Astraka-Hütte wären wir wohl schwach geworden und noch einen Tag geblieben.

Es ist schon recht warm als wir die 1000 Höhenmeter auf dem guten Bergweg unter die Füsse nehmen und bald schon spornen uns die hoch aktuellen Maskenwürger versteckt in den Sträuchern mit ihrem zyklisch-rauen Gesang an.


Um die Mittagszeit erreichen wir bereits unseren Übernachtungsort, und wer ist auch schon hier? Die beiden israelischen Jungs, welche wir gestern ausgangs Vikos-Schlucht getroffen haben. Bis tief in den Nachmittag ‚verhocken’ wir bei interessanten Gesprächen. Ila und Yossi arbeiten als Ranger in Israel und wir erfahren viel Neues über das Wildern, zum Beispiel, dass in Israel Hunde ausgebildet werden um ausgelegte Giftpäckchen aufzusuchen, welche Farmer auslegen, um potenzielle Feinde ihrer Herde zu eliminieren. Wilderei ist auf der ganzen Welt ein grosses Problem.

Es reicht dann aber doch noch für einen lockeren Spaziergang zum Dragon-Lake und es fühlt sich ein bisschen an, wie der Bergfrühling in der Schweiz. Wir können uns kaum satt sehen an den intensiven Farben der Alpenflora und auch eine äsende Herde Gämsen lässt sich bereitwillig fotografieren.







So lieblich das Gelände auch ist, träumend durch die Gegend zu streifen, birgt Tücken. Denn immer wieder eröffnen sich tiefe Schluchten wie aus dem Nichts.




Der gemütliche Hüttenabend draussen auf der Terrasse bringt feine Pasta und nochmals viele spannende Themen auf den Tisch, wir erfahren einiges über die Geschichte von Israel aber auch leichtere Themen haben Platz. Die Astraka-Hütte ist gut besucht, auch einige Einheimische übernachten hier.

Auch der Hüttenwart Giorgos hat spannende Geschichten auf Lager. Er bestätigt, was wir bereits geahnt haben: wir befinden uns bereits wieder in Bären- und Wolfsgebiet. Er erzählt dann, dass hier bis vor 15 Jahren nur Schafe geweidet haben, durch die Anreize der EU-Politik verbringen nun auch grosse Kuhherden auf dieser Höhe den Sommer. Um ihr Weidegebiet zu erreichen, müssen sie durch den Naturpark getrieben werden, allerdings illegal. Und zu guter Letzt müssen wir auch erfahren, dass in unserer geplanten Route in einem steilen Couloir auf der Nordseite noch zu viel Schnee liegt. Sind wir in Griechenland oder in der Schweiz? Eine weitere Routenanpassung mit einigen Zusatzkilometern ist nötig.

Und so sind wir beide mit unseren ‚Ärbetli‘ beschäftigt, Thomas mit der Routenplanung und Sonja mit dem Blog, bereits routinierte Arbeitsteilung.

Der fast volle Mond findets auch spannend, geheimnisvoll schaut er hinter den Felsen hervor.

Astraka-Hütte – Tsepelovo / Tagesmotto: Steiniger Weg mit Schnee
Bereits der dritte Tag herrscht nun dunstige Stimmung, die Sicht in die Ferne ist recht getrübt. Wir erfahren von Einheimischen, dass momentan extrem heisse Luft aus Afrika mit Sahara-Staub über Griechenland liegt. Trotzdem möchten wir wie geplant den Gipfel des Astraka besteigen, nicht dass wir noch zu schnell wieder zu Hause sind! Dafür müssen wir jedoch zuerst 300 HM absteigen um dann wieder 800 HM aufwärts zu kraxeln.

Fauchende Gämsen ziehen immer wieder unsere Blicke auf sich, wirklich Angst scheinen sie jedoch nicht zu haben. Daraus schliessen wir, dass Wilderei hier nicht allzu stark praktiziert wird, unsere Gespräche von gestern mit Ilna und Yossi wirken noch nach.
Die Landschaft verändert sich mit der Höhe, wir sind plötzlich im Bergfrühling mit Krokussen, welche sich durch den Schnee ans Licht kämpfen.

Schneefelder deuten darauf hin, dass die Schneeschmelze noch nicht abgeschlossen ist. Auch in dieser Region brachte der letzte Winter ungewöhnlich viel Schnee.

Der Pfad ist nur dezent erkennbar, wird wohl nicht allzu oft begangen. Aber die Steinmännchen führen uns schnurstracks auf den Gipfel.




Die Flora verlängert auch heute unsere Wanderung, immer wieder bleiben wir stehen; staunen, fotografieren und wundern uns über die natürliche Schönheit.



Wir sind bereits wieder im Abstieg, unser Tagesziel ist immer noch offen. Durch die Routenanpassung haben wir eine zusätzliche Variante, mit wenig Aufwand in ein Bergdorf abzusteigen.

Wir folgen einmal mehr einer Schlucht, jedoch hoch oben im Hang.

Plötzlich hören wir lautes Muhen mit Echoeffekt. Tatsächlich, eine riesige Herde Kühe ist im Anzug. Wir versuchen, uns zurück zu ziehen und setzen uns leicht erhöht hin, bis die rund hundert Tiere vorbei gezogen sind. Alles Muttertiere mit ihren Kälbern, zum Teil noch so jung, dass sie kaum Laufen können. Zudem haben mehrere Angst vor uns, bleiben stehen und rennen dann ganz nervös und unkontrolliert weiter. Die Kälblein geraten dabei teilweise recht tief den gerölligen Hang hinunter. Aber irgendwann sind sie dann heil vorüber, das Schlusslicht macht der Cowboy mit drei Hunden, welche bei dieser Hitze zünftig auf dem Hund sind.

Etwa eine Gehstunde später finden wir auf einer Weide ein zurückgebliebenes Kälblein. Alleine wird dieses wohl nicht überleben. Da wetzt der Wolf schon Mal die Zähne.
Die Gelbbauchunken lassen sich jedoch von uns nicht stören, die Paarung hat oberste Priorität. Das Männchen mit Würgegriff gibt alles!

Wir entscheiden uns dann für den Abstieg nach Tsepelovo und buchen ein Zimmer im Guesthouse Gouris. Die Bergdörfer mit ihrem Charme haben uns zünftig das Hosenbein reingenommen.


Und wer ist auch wieder im selben Guesthouse? Genau, Ilanund Yossi! Zum Glück haben wir in Mikro-Papingo keinen Ruhetag eingelegt, einmal mehr sind unsere Bauchentscheide schon die richtigen, vor allem diejenigen mit gut gefüllten Bäuchen. Mit ihrem Mietauto fahren wir zu Viert nach Kipoi um gemeinsam den Abend bei feinem Essen zu verbringen.

Bereits sind wieder vier Tage vergangen, seit wir früh morgens im mystischen Nebeldunst durch Kipoi gewandert sind, von Brücke zu Brücke. Und heute überwinden wir die Distanz in einer halbstündigen Autofahrt. Obwohl unsere Reise zu Fuss sich auf den ersten Blick nicht gross unterscheidet zu jener im letzten Jahr, so ist für uns doch einiges anders. Denn wir haben kein definiertes Endziel und sind dadurch noch viel freier, als wir uns sowieso schon fühlen. So wandern wir möglichst schöne Routen und sind selber gespannt, wie weit nördlich wir kommen werden.
Tsepelovo / Tagesmotto: Regeneration
Wir entscheiden uns am Morgen recht spontan, heute einen Pausentag einzulegen. Die letzten Tage haben Kraft gekostet, auch aufgrund der Hitze, obwohl es hier in den Bergen mit der ständig wehenden Brise gut erträglich ist. Aber für die Höhe sei es auch hier aussergewöhnlich mild.




Tsepelovo – Vrysochori / Tagesmotto: durch die vier Jahreszeiten
Endlich ist der Himmel wieder stahlblau, der Saharastaub hat sich verzogen. Aber es wird heiss heute. Die Wirtin vom Guesthouse verrechnet uns nichts fürs Frühstück und fürs Picknick sollen wir auch noch was mitnehmen. Fast täglich erleben wir solche Grosszügigkeiten.

Die erste Gehstunde kennen wir bereits vom Abstieg nach Tsepelovo, danach führt der Weg langgezogen mit leichter Steigung immer weiter ins Tal hinein. Zum Glück kommt Wind auf, so sind die Temperaturen gut erträglich.



Der Wind wird immer stärker, fast böenartig und der Aufstieg immer steiler. So gehts dann zwei Schritte vor und einen halben wieder zurück. Doch um die Mittagszeit stehen wir auf dem Avalos-Passübergang und zugleich auf einer riesigen Schneewächte. Kommen wir hier überhaupt weiter? Tatsächlich wären wir jetzt froh um unsere Micro-Spikes, welche wir uns für den Alpenbogen angeschafft haben, aber fürs Wandern in Griechenland sehr bewusst nicht eingepackt haben.

Zuerst wollen wir aber noch auf den Gipfel Tsouka Rosa, das sind ja nur wenige Zusatzhöhenmeter, aber versäumige.

Dennoch lohnt sich der Aufstieg, können wir doch schon unser Tagesziel , das Dörfchen Vrysochori, tief unten im Tal erblicken.


Wenn wir weiter wollen, so müssen wir irgendwie über dieses Schneefeld! Wir ziehen unsere Regenhose an, verkürzen die Stöcke und gehen erst ganz vorsichtig, mit der Zeit dann immer sicherer durch den aufgeweichten Schnee. Im unteren Teil, wo es nicht mehr so steil ist, ‚fahren‘ wir mit unseren Schuhen juchzend Ski.


Auch die Gämsen gumpen wie wild auf den Schneefeldern herum, allerdings deutlich eleganter als wir.

Es macht uns so richtig Spass im Schnee und das alpine Gelände im Übergang von Winter zu Frühling lässt unsere Herzen höher schlagen.

Irgendwann lösen wir uns aus dem Winter und folgen dem fast unendlichen Abstieg.

Der Weg bietet viel Abwechslung, längere Zeit rascheln wir im Wald durchs Herbstlaub.

Ziemlich auf den Stümpen erreichen wir Vrysochori und finden tatsächlich eine Privatunterkunft bei einem älteren Ehepaar. Ab Morgen kommen wir nicht mehr so oft in Bergdörfern vorbei, so geniessen wir nochmals Bett und Dusche.
In Luftlinie liegt die Astraka-Hütte ganz nah, der viele Schnee hat uns einen Umweg von rund 30 km eingebrockt. Aber auch einen echten Ruhetag und nochmals schöne Stunden mit Ilan und Yossi. Wie immer hat alles zwei Seiten!

2 Kommentare
Buchmüller Trudy · Juni 28, 2021 um 18:24
Ich habe gerade 2 Blogeinträge aufs Mal „verschlungen“. So spannend was ihr zwei alles erlebt und uns dann auf spannende und lustige Art und Weise erzählt. Es macht so Lust auf mehr. Bis bald wieder! Grüess usem Toggeburg
Esther Hofer · Juni 26, 2021 um 07:30
Wunderschöni Bilder.. Und so läbig beschribe. Bi aube grad debi bi däm spannende Abentür.
Witerhin aues guete öich zwöine.
Liebi Grüess Esther